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Persönlichkeitsstörungen & ADHS

Persönlichkeitsstörungen sind Störungen, die in der Entwicklung der Persönlichkeit, d.h. in der Kindheit und Jugend entstehen und sich in der späten Jugendzeit oder im Erwachsenenalter zeigen. Die Störungsmuster bleiben über Jahre erhalten. Ursächlich sind erbliche wie auch Umweltfaktoren. Zu diesen zählen negative oder sogar traumatisierende Erfahrungen und Entbehrungen in der Kindheit und Jugend, die die Selbstlenkungs- und die Beziehungsfähigkeit eines Menschen stark und anhaltend prägen können.

Eine Persönlichkeitsstörung liegt erst dann vor, wenn bestimmte Kombinationen von Verhaltensweisen und Erlebensmustern so ausgeprägt sind, dass sie zu anhaltenden inneren und/oder Beziehungskonflikten mit psychosozialen Beeinträchtigungen und zu Leidensdruck für die betreffende Person oder ihre Umwelt führen. Diese Verhaltens- und Erlebensmuster fallen sehr unvorteilhaft auf und weichen von gesellschaftlichen Erwartungen und Normen stark ab. Zwischen 5 und 15 Prozent der Bevölkerung sind von einer Persönlichkeitsstörung betroffen.

ADHS

Dass die hyperkinetische Störung, wie die ADHS noch heute im internationalen Diagnostik-System ICD-10 genannt wird, eine kinder- und jugendpsychiatrische Krankheit sei und dass das sogenannte "Zappelphilipp-Syndrom" sich im Jugend- oder spätestens im Erwachsenenalter auswachse, war bis vor etwa zehn Jahren nicht nur die öffentliche Meinung in Europa, sondern auch Ansicht von Experten. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts ist aber auch in der Europäischen Fachwelt bekannt: Etwa 4 Prozent aller Erwachsenen sind betroffen.
Bei vielen Betroffenen wird die ADHS erst im Erwachsenenalter diagnostiziert. Die Patientinnen und Patienten, bei denen ADHS in der Kindheit festgestellt wurde, sind nur zu einem Drittel als Erwachsene symptomfrei. Ein weiteres Drittel behält das Vollbild der Erkrankung bis ins Erwachsenenalter, und das letzte Drittel leidet zumindest unter einigen der folgenden Symptome:
 

Aufmerksamkeitsstörung: Die Betroffenen machen häufig Flüchtigkeitsfehler, haben Probleme, längere Zeit bei einer Sache zu bleiben, scheinen nicht richtig zuzuhören, wenn man mit ihnen spricht, führen Anweisungen oft nicht vollständig durch, haben Schwierigkeiten, ihre Aktivitäten zu organisieren, vermeiden länger andauernde Anstrengungen, verlieren, verlegen oder vergessen wichtige Dinge und lassen sich leicht ablenken.
 

Hyperaktivität und Impulsivität: Die Betroffenen sind körperlich oder innerlich sehr unruhig, zappeln oder "hibbeln", können nicht lange sitzen, haben Probleme, sich ruhig zu verhalten, sind immer "auf Achse", reden oft sehr viel, platzen mit ihren Antworten heraus, bevor die Fragen zu Ende gestellt wurden, können kaum warten, bis sie an der Reihe sind und unterbrechen oder stören andere häufig.
 

Neben diesen Kernsymptomen stellen sich oft Schwierigkeiten ein durch ein cholerisches Temperament, eine Stressüberempfindlichkeit und Stimmungsschwankungen. Hauptsächlich werden ein "Mischtyp" mit sowohl Unaufmerksamkeits- als auch Hyperaktivitäts-/Impulsivitäts-Symptomen und ein "vorwiegend unaufmerksamer Typ" (von Laien nicht selten ADS genannt) der ADHS unterschieden. Jeder Mensch zeigt zumindest zeitweise einige der oben genannten Symptome. Die Diagnose einer ADHS (im Kindes-, Jugend- oder Erwachsenenalter) wird jedoch erst gestellt, wenn sehr viele dieser Merkmale über einen längeren Zeitraum vorhanden und sehr ausgeprägt sind. Die Störung muss im Grundschulalter begonnen haben und zu wesentlichen Beeinträchtigungen in mindestens zwei verschiedenen Lebensbereichen (z.B. am Arbeitsplatz und zu Hause) führen.

Persönlichkeitsstörung

Persönlichkeitsstörungen sind Störungen der Persönlichkeitsentwicklung, die sowohl mit dem Temperament, dem eher angeborenen Teil der Persönlichkeit, als auch mit dem Charakter, dem eher im Lauf des Lebens erworbenen Teil der Persönlichkeit, zu tun haben. Das heißt, es kann unter bestimmten vererbten Voraussetzungen (z.B. bei Fehlfunktionen in Hirnbotenstoffsystemen oder bei Vernetzungsstörungen zwischen verschiedenen Hirnregionen) zur Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung kommen, wenn belastende Umweltfaktoren – wie z.B. Gewalterfahrungen, sexueller Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit – hinzukommen.
Eine Persönlichkeitsstörung liegt vor, wenn sich von der jeweiligen gesellschaftlichen Norm stark abweichende unflexible, unvorteilhafte oder unangemessene Erlebens- oder Verhaltensmuster eingestellt haben, die zu starkem Leidensdruck und/oder psychosozialer Beeinträchtigung für die Betroffenen und/oder ihre Umgebung führen. Diese Muster entstehen in der Kindheit und Jugend, kommen im späten Jugend- oder jungen Erwachsenenalter zur Ausprägung und bleiben über Jahre relativ konstant.

Drei Gruppen von Persönlichkeitsstörungen

Psychiater unterscheiden drei Gruppen: Eine Gruppe mit selbstunsicheren, abhängigen und zwanghaften Zügen (Cluster C), eine Gruppe mit unsozialen, angeberischen, dramatisierenden und emotional instabilen Merkmalen (Cluster B) und eine Gruppe mit misstrauischen, sonderbaren und rückzüglerischen Eigenschaften (Cluster A). Nicht selten liegen Mischformen vor. Ein Patient kann sowohl über zwei oder mehr Ausprägungen einer Persönlichkeitsstörung aus einer Gruppe verfügen als auch aus zwei oder sogar allen drei Gruppen.

Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen sind häufig: Bis zu 15 Prozent der europäischen Bevölkerung sind betroffen. Die Diagnostik erfolgt durch Befragung der Betroffenen und ihrer Angehörigen, eine genaue Verhaltensbeobachtung im (teil)stationären Rahmen und durch Persönlichkeitstests in Fragebogenform. Die Therapie kann sich – in wechselnder Intensität – über Jahre erstrecken, weil viele Erlebens- und Verhaltensmuster nicht einfach zu verändern sind. Trotzdem kann eine Psychotherapie, manchmal in Kombination mit einer Medikation, zu einer erheblichen Entlastung und zu einem ermutigenden Auftakt eines Veränderungsprozesses beitragen.

Diagnostik

Neben der Routinediagnostik (Labor, EKG und EEG) werden in bestimmten Fällen bildgebende Verfahren (MRT, CCT) eingesetzt. Die psychiatrische Diagnostik umfasst die Erstellung eines psychopathologischen Befundes, der sich aus der Erhebung der Anamnese (zur aktuellen Situation, psychiatrischen Vorgeschichte, Biografie etc.) und Beobachtungen ergibt. Dieses Kernstück der psychiatrischen Diagnostik wird durch Fragebogen, Interviews und computergestützte Tests ergänzt. Oft erstreckt sich ein diagnostischer Prozess über Stunden, oder es müssen über Tage und Wochen Schritt für Schritt Informationen gesammelt werden, um eine Verdachtsdiagnose zu bestätigen.

ACHTUNG: Bitte beachten Sie, dass wir bis zum Ende des Jahres 2024 aufgrund der hohen Nachfrage und Auslastung keine weiteren Anfragen zur Diagnostik einer ADHS entgegennehmen können! Bei Fragen zur ADHS-Sprechstunde wenden Sie sich bitte an die Institutsambulanz, Tel. 0234 5077-1190.

Therapie

Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen ist je nach Schwere der Erkrankung im Rahmen einer voll-, teilstationären/tagesklinischen sowie ambulanten Therapie möglich. Menschen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) finden in unserer Spezialsprechstunde Hilfe in Form von Diagnostik, Information und Beratung (Psychoedukation).

Angebote

Kombinierte Therapie

In der modernen psychiatrisch-psychotherapeutischen Therapie werden meistens verschiedene Behandlungselemente kombiniert. Bei Persönlichkeitsstörungen, die vor allem kombiniert psychotherapeutisch, d.h. mit verschiedenen Psychotherapie-Konzepten behandelt werden, werden Medikamente nur dann eingesetzt, wenn Begleiterkrankungen wie z.B. Angststörungen oder Depressionen dies erforderlich machen. Bei ADHS gibt es die drei Haupt-Therapiebausteine der Pharmakotherapie (mit Stimulanzien), der Psychotherapie (vor allem Verhaltenstherapien) und der Psychoedukation (Information und Beratung).

Ambulante Therapie

Zu unserem ambulanten Angebot gehören Spezialsprechstunden für erwachsene Patienten mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ und mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Die ambulanten Angebote - wie Skills-Gruppe oder Achtsamkeitstraining, jeweils kombiniert mit Einzelgesprächen - können nur von Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung wahrgenommen werden, die nicht zu schwer betroffen sind oder die sich in einer vorangehenden teil- oder vollstationären Behandlungsphase in unserer Klinik ausreichend stabilisiert haben. Patienten mit einer Borderline-Störung und einer zusätzlichen Psychose, einer Suchterkrankung mit fortgesetztem Substanzkonsum oder einer stark ausgeprägten Essstörung können wir keine ambulante Gruppentherapie anbieten. In Vorgesprächen werden die persönliche Situation der Betroffenen, ihre Ressourcen und ihre Veränderungs- und Therapiebereitschaft geklärt sowie weitere nötige Informationen vermittelt.

Erwachsene mit Interesse an einer ADHS-Diagnostik nehmen bitte Kontakt mit unserer Institutsambulanz auf (Tel. 0234 5077-1190). Termine können nur mit fachärztlicher Überweisung zur Diagnostik vergeben werden.

Die Spezialsprechstunde für akute Traumatisierungen richtet sich vor allem an Menschen, die akut unter den Folgen einer traumatischen Belastung leiden. Das heißt, dass das traumatisierende Ereignis noch nicht lange zurück liegen sollte. Traumatische Ereignisse können beispielsweise sein: Überfälle am Arbeitsplatz, schwere Unfälle oder das Erleben von Gewalt. Unser Angebot wird insbesondere im Auftrag von Berufsgenossenschaften oder der Unfallkasse NRW oder ähnlichen Kostenträgern geleistet.

Teilstationäre Therapie

Die Station des Tracks 1 hält auch bis zu drei teilstationäre Therapieplätze vor, die vor allem Menschen mit einer Borderlinestörung zur Verfügung gestellt werden, die wegen häuslicher Verpflichtungen (z.B. Versorgung von Kindern usw.) keine vollstationäre Behandlung in Anspruch nehmen können.

Vollstationäre Therapie

Eine vollstationäre Therapie ist angezeigt, wenn Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung, meist einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, zusätzlich an einer weiteren psychischen Störung wie einer Depression erkrankt sind oder die Lebenssituation akut und gravierend belastet ist. Stationäre Behandlungen dienen entweder einer eher kurzen Krisenintervention oder einer in der Regel mehrwöchigen Therapie, bei der verschiedene psychotherapeutische Ansätze miteinander verknüpft werden (z.B. Dialektisch-Behaviorale Therapie, Mentalisierungs-Basierte Therapie, Akzeptanz- und Commitmenttherapie, und auch tiefenpsychologisch fundierte Behandlungsmethoden). Kernstück der stationären Behandlung ist die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) der Borderline-Persönlichkeitsstörung, bei der Verhaltenstherapie (insbesondere Fertigkeitentraining), Dialektik (Ausgewogenheit von Akzeptanz/Respekt und Herausforderung zur Veränderung) und Achtsamkeit kombiniert werden

Sprechstunde Akute Traumatisierungen

Bei einem Trauma erlebt ein Mensch eine lebensgefährliche Bedrohung, von der er oder andere Menschen betroffen sind. Beispiele für solche belastende Extremsituationen sind z.B. das Erleben oder Beobachten von schweren Unfällen, Überfällen, Kampfhandlungen, Folterung, Vergewaltigung oder anderen Verbrechen. Betroffene erfahren dabei selbst eine schwere Verletzung oder eine Bedrohung der körperlichen und seelischen Unversehrtheit oder sind Zeuge eines solchen Geschehens.

Häufig treten Gefühle wie Ohnmacht, Hilflosigkeit, Angst, Entsetzen und Verzweiflung direkt in Folge oder kurze Zeit nach dem traumatisch Erlebten auf. Zumeist setzen Symptome einer erhöhten psychischen Erregung ein wie z.B. erhöhte Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit und Wutausbrüche, Ein- und Durchschlafstörungen. Neben diesen Beschwerden kann bei manchen Menschen das traumatisch Erlebte zu einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung führen, bei der es zu einem ständigen Wiedererinnern und ungewollten Wiedererleben der traumatischen Situation kommt. Auch eine erhöhte Erregung, das Vermeiden von Situationen, die an das Trauma erinnern können, Ängste oder körperliche Anzeichen von Stress sowie der Rückzug aus sozialen Situationen sind mögliche Folgen.

Traumatische Erlebnisse können jeden treffen. Untersuchungen zufolge erleiden 5 bis 10 Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens eine posttraumatische Belastungsstörung.

Doch nicht jeder, der ein traumatisches Erlebnis hatte, muss eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Viele Betroffene stabilisieren sich nach einer akuten Belastungsreaktion wieder relativ schnell. Daher muss im Einzelfall gut geprüft werden, welche Unterstützungsmaßnahmen sinnvoll sind und ob eine Therapie notwendig ist.

 

Angebote

Die Spezialsprechstunde für akute Traumatisierungen richtet sich vor allem an Menschen, die akut unter den Folgen einer traumatischen Belastung leiden. Das heißt, dass das traumatisierende Ereignis noch nicht lange zurück liegen sollte. Traumatische Ereignisse können beispielsweise sein: Überfälle am Arbeitsplatz, schwere Unfälle oder das Erleben von Gewalt. Unser Angebot wird insbesondere im Auftrag von Berufsgenossenschaften oder der Unfallkasse NRW oder ähnlichen Kostenträgern geleistet.

  • Entwicklung eines individuellen Therapieplans
  • Information über typische Reaktionen nach einem traumatischen Ereignis und Hinweise auf hilfreiche Verhaltensweisen zur Stabilisierung
  • Gruppen zum Erlernen von Stabilisierungsübungen
  • Reaktivierung von Ressourcen
  • Umgang mit sich aufdrängenden Erinnerungen und Gedanken an das Trauma
  • Einsatz von Entspannungsverfahren
  • Aktivierung von vorhandenen Ressourcen
  • Abbau von Vermeidungsverhalten
  • ggf. EMDR
  • bei Bedarf Beratung bezüglich längerfristiger ambulanter oder stationärer Therapie