Persönlichkeitsstörungen & Neurotische Störungen
Persönlichkeitsstörungen sind Störungen, die in der Entwicklung der Persönlichkeit, d.h. in der Kindheit und Jugend entstehen und sich in der späten Jugendzeit oder im Erwachsenenalter zeigen. Die Störungsmuster bleiben über Jahre erhalten. Ursächlich sind erbliche wie auch Umweltfaktoren. Zu diesen zählen negative oder sogar traumatisierende Erfahrungen und Entbehrungen in der Kindheit und Jugend, die die Selbstlenkungs- und die Beziehungsfähigkeit eines Menschen stark und anhaltend prägen können.
Eine Persönlichkeitsstörung liegt erst dann vor, wenn bestimmte Kombinationen von Verhaltensweisen und Erlebensmustern so ausgeprägt sind, dass sie zu anhaltenden inneren und/oder Beziehungskonflikten mit psychosozialen Beeinträchtigungen und zu Leidensdruck für die betreffende Person oder ihre Umwelt führen. Diese Verhaltens- und Erlebensmuster fallen sehr unvorteilhaft auf und weichen von gesellschaftlichen Erwartungen und Normen stark ab. Zwischen 5 und 15 Prozent der Bevölkerung sind von einer Persönlichkeitsstörung betroffen.
Krankheitsbild
Unter einer Persönlichkeitsstörung ist ein psychiatrisches Krankheitsbild zu verstehen, bei dem Persönlichkeitseigenschaften so extrem ausgeprägt sind, dass sie einen erheblichen Leidensdruck erzeugen – sowohl bei den Betroffenen als auch bei dem sozialen Umfeld. Persönlichkeitsstörungen werden oft erst im Rahmen
anderer psychischer Erkrankungen wie Ängsten, Depressionen, Essstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Impulskontrollstörungen erkannt.
Im stationären Bereich bieten wir emotional instabilen Patientinnen und Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung eine Therapie an, die Elemente der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT), der Mentalisierungs-Basierten Therapie (MBT) und anderer Psychotherapieverfahren beinhaltet.
Behandlungsrahmen
Je nach Krankheitsbild verbinden wir Ansätze verschiedener Psychotherapie-Richtungen zum Beispiel tiefenpsychologisch-psychodynamischer, verhaltenstherapeutischer und systemisch-familientherapeutischer Herangehensweisen. Die Therapieziele stellen etwas sehr Persönliches dar, so dass sich auch die Behandlung an individuellen Bedürfnissen orientieren muss.
Zu unserem Behandlungskonzept gehört es, dass neu aufgenommenen Patientinnen und Patienten zu Beginn der Behandlung eine Mitpatientin bzw. ein Mitpatient als „Patin/Pate“ zugeteilt wird – für Rückfragen zur therapeutischen Gemeinschaft auf der Station oder zu den Therapieangeboten.
Zielorientierte Therapie
Neben der Diagnostik steht zu Beginn der Behandlung die Formulierung individueller Therapieziele im Vordergrund – zum Beispiel selbstschädigendes Verhalten zu reduzieren, eine Tagesstruktur aufzubauen oder Stimmungen zu verbessern.
Die Behandlung orientiert sich dabei an den individuellen Bedürfnissen und zielt darauf ab, Bewältigungsstrategien zu mobilisieren und das Erleben der eigenen Kompetenzen (Selbstwirksamkeit) zu verbessern. Außerdem soll die Möglichkeit gegeben werden, erlernte Motive (z. B. „Ich darf keine Schwäche zeigen / Ich muss immer stark sein“) und Gewohnheiten in zwischenmenschlichen Beziehungen näher zu beleuchten und gegebenenfalls zu verändern.
Therapieverfahren
- Gruppen-Gesprächstherapie
- Einzel-Psychotherapie
- DBT-Basisgruppe, Fertigkeitentraining („Skills-Gruppe“)
- Achtsamkeitsgruppe und Training sozialer Kompetenzen
- Elemente aus der MBT und der Akzeptanz und Commitment-Therapie (ACT)
- Tiergestützte Therapie (DBT-orientiert)
- Progressive Muskelrelaxation und andere Entspannungsverfahren
- Sport-, Bewegungs- und Körpertherapie
- Ergotherapie, Gestaltungstherapie und Skills-Übungsgruppe
- Shinrin Yoku („Waldbaden“)
- Musiktherapie
- Medikamentöse Behandlung
Borderline-Sprechstunde
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung spüren oft starke Gefühlsschwankungen. Sie neigen dazu, impulsiv zu reagieren und sich in unterschiedlichen Lebensbereichen risikoreich zu verhalten. Häufig haben die Betroffenen Angst, von nahestehenden Personen verlassen zu werden, können andererseits aber deren Nähe nicht zulassen. Die Borderline-Störung entsteht oft vor dem Hintergrund traumatischer Erfahrungen oder Verlusterlebnissen in der Kindheit. Sie geht bei Erwachsenen mit einem geringen Selbstwertgefühl, erhöhter Stressempfindlichkeit, innerer Anspannung, Leeregefühlen, Selbstverletzungen und Turbulenzen in Beziehungen einher. Fast immer besteht ein hoher Leidensdruck. In unsere Borderline-Sprechstunde kommen Patientinnen und Patienten, die entweder durch eine vorangehende voll- oder teilstationäre Behandlung ausreichend stabilisiert sind oder von einer nicht so schweren Form der Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen sind. Wir bieten Einzelgespräche zur Diagnostik und Therapie sowie Gespräche in Gruppen. Wir arbeiten nach dem Konzept der Dialektisch-behavioralen Therapie (DBT). Dies geschieht in enger Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen unseres gesamten Tracks 1. Wenn Sie sich als Betroffene(r) in der Therapie ausreichend sicher, ernstgenommen und angenommen fühlen, können Sie anfangen, sich selbst zu akzeptieren, Veränderungsbereitschaft zu entwickeln und verbindlich eine Veränderung Ihrer Probleme anzustreben.
Angebote
In der Borderline-Ambulanz werden diagnostische Einzelgespräche und mehrere Fertigkeiten- und Achtsamkeits-Gruppen wöchentlich angeboten. Im Fertigkeiten- oder Skills-Training geht es um das Finden und Einüben von individuell funktionierenden Skills, die hintereinander geschaltet (d.h. als „Skills-Ketten“) Stress verringern, Emotionen regulieren helfen und mehr Ausgewogenheit in Beziehungen bringen. Die Achtsamkeit gilt als „Mega-Skill“ zur Stress-, Emotions- und Beziehungsregulation und wird in Achtsamkeitsgruppen nachgespürt und eingeübt.
Kontakt
Wenn Sie an spezialisierter Diagnostik, Beratung und Gruppentherapie interessiert sind, melden Sie sich bitte telefonisch oder per E-Mail in unserer Sprechstunde.
Telefon: 0234 5077-1190
E-Mail: BoBo@lwl.org
Sprechstunde Akute Traumatisierungen
Bei einem Trauma erlebt ein Mensch eine lebensgefährliche Bedrohung, von der er oder andere Menschen betroffen sind. Beispiele für solche belastende Extremsituationen sind z.B. das Erleben oder Beobachten von schweren Unfällen, Überfällen, Kampfhandlungen, Folterung, Vergewaltigung oder anderen Verbrechen. Betroffene erfahren dabei selbst eine schwere Verletzung oder eine Bedrohung der körperlichen und seelischen Unversehrtheit oder sind Zeuge eines solchen Geschehens.
Häufig treten Gefühle wie Ohnmacht, Hilflosigkeit, Angst, Entsetzen und Verzweiflung direkt in Folge oder kurze Zeit nach dem traumatisch Erlebten auf. Zumeist setzen Symptome einer erhöhten psychischen Erregung ein wie z.B. erhöhte Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit und Wutausbrüche, Ein- und Durchschlafstörungen. Neben diesen Beschwerden kann bei manchen Menschen das traumatisch Erlebte zu einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung führen, bei der es zu einem ständigen Wiedererinnern und ungewollten Wiedererleben der traumatischen Situation kommt. Auch eine erhöhte Erregung, das Vermeiden von Situationen, die an das Trauma erinnern können, Ängste oder körperliche Anzeichen von Stress sowie der Rückzug aus sozialen Situationen sind mögliche Folgen.
Traumatische Erlebnisse können jeden treffen. Untersuchungen zufolge erleiden 5 bis 10 Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens eine posttraumatische Belastungsstörung.
Doch nicht jeder, der ein traumatisches Erlebnis hatte, muss eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Viele Betroffene stabilisieren sich nach einer akuten Belastungsreaktion wieder relativ schnell. Daher muss im Einzelfall gut geprüft werden, welche Unterstützungsmaßnahmen sinnvoll sind und ob eine Therapie notwendig ist.
Angebote
Die Spezialsprechstunde für akute Traumatisierungen richtet sich vor allem an Menschen, die akut unter den Folgen einer traumatischen Belastung leiden. Das heißt, dass das traumatisierende Ereignis noch nicht lange zurück liegen sollte. Traumatische Ereignisse können beispielsweise sein: Überfälle am Arbeitsplatz, schwere Unfälle oder das Erleben von Gewalt. Unser Angebot wird insbesondere im Auftrag von Berufsgenossenschaften oder der Unfallkasse NRW oder ähnlichen Kostenträgern geleistet.
- Entwicklung eines individuellen Therapieplans
- Information über typische Reaktionen nach einem traumatischen Ereignis und Hinweise auf hilfreiche Verhaltensweisen zur Stabilisierung
- Gruppen zum Erlernen von Stabilisierungsübungen
- Reaktivierung von Ressourcen
- Umgang mit sich aufdrängenden Erinnerungen und Gedanken an das Trauma
- Einsatz von Entspannungsverfahren
- Aktivierung von vorhandenen Ressourcen
- Abbau von Vermeidungsverhalten
- ggf. EMDR
- bei Bedarf Beratung bezüglich längerfristiger ambulanter oder stationärer Therapie
Anmeldung
Wenn Sie an einer Therapie interessiert sind und klären möchten, ob eine ambulante, teilstationäre oder eine stationäre Behandlung für Sie in Frage kommt, melden Sie sich bitte in der Institutsambulanz und vereinbaren einen Termin zum Vorgespräch in der Borderline-Ambulanz.
Telefon: 0234 5077-1190
E-Mail: bobo@lwl.org
Sie erhalten von uns per Post einige Fragebögen mit der Bitte, diese ausgefüllt an die Institutsambulanz zurückzuschicken. Die Fragebögen werden zunächst ausgewertet und dann in einem ambulanten Gespräch erörtert, so dass eine möglichst passende Empfehlung zur weiteren Behandlung ausgesprochen werden kann.
Bitte bringen Sie zum Gesprächstermin eine ärztliche Überweisung mit.