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Experimentelle und Molekulare Psychiatrie

Psychiatrische Erkrankungen werden häufig durch ein Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen hervorgerufen. Ziel unserer Arbeit ist es, diese Faktoren im Tier zu modellieren und daraus resultierende Veränderungen im Gehirn zu untersuchen.

Ein charakteristisches Merkmal des Gehirns ist es, dass die beiden Hirnhälften unterschiedliche Aufgaben übernehmen. So ist die linke Hirnhälfte beispielsweise darauf spezialisiert, Sprache zu verstehen und zu generieren, während die rechte für das Erkennen von Emotionen zuständig ist. Bei psychiatrischen Erkrankungen ist diese Aufgabenteilung verändert, und die beiden Hirnhälften arbeiten nicht optimal zusammen. Im Tiermodell können wir untersuchen, wie Hemisphären-Spezialisierungen im Laufe der Entwicklung entstehen, welche Vorteile diese haben und welche Auswirkungen veränderte Spezialisierungsmuster haben.

Außerdem spielen zahlreiche Einflüsse während der Entwicklung eine große Rolle auf das Gehirn, wie z.B. frühkindlicher Stress. Dieser wird im Tiermodell durch kurzzeitige Trennung vom Muttertier hervorgerufen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Verhaltensweisen ausgeprägt werden, die mit psychiatrischen Erkrankungen, wie z.B. Depression, in Verbindung gebracht werden können. Dahingegen hat eine angereicherte Umwelt (z.B. ein Spielkäfig) positive Auswirkungen auf das Gehirn. Ein ebenso wichtiger Faktor bei der Erforschung psychiatrischer Erkrankungen ist das Immunsystem. Hierbei kann bereits eine Immunantwort der Mutter in der Schwangerschaft als auch eine spätere chronische Aktivierung des Immunsystems die Vulnerabilität für psychiatrische Erkrankungen erhöhen. Weiterhin werden pharmakologische Manipulation und der Einsatz von Lentiviren  zur Generierung unserer Tiermodelle für u.a. Bipolare Störung, Schizophrenie und Depression genutzt. Die Tiermodelle ahmen hierbei die möglichen Veränderungen, die im Gehirn von Patient:innen auftreten, nach oder versuchen die Ursachen, die zu den Erkrankungen führen, zu identifizieren.

Mit den im Forschungslabor gewonnenen Tiermodellen lassen sich psychiatrische Krankheiten besser nachvollziehen. Außerdem können bestimmte Verhaltensweisen, beteiligte Hirnregionen und entsprechende Therapiemöglichkeiten untersucht werden. Längerfristig sollen unsere Modelle dazu beitragen, optimale Behandlungs-, aber auch Diagnose- und Früherkennungsmethoden für psychiatrische Erkrankungen zu entwickeln.

Für mehr Informationen (auf Englisch) siehe: www.freundlab.com

Projekte

  • Induktion von bipolar-ähnlichem Verhalten durch Manipulation des Dopamin D1 Rezeptors
  • Untersuchung konkreter Veränderungen auf Gehirn und Genmethylierung nach frühkindlichem Stress auf die Prädisposition für die Entstehung von Major Depressive Disorder
  • In-vitro-Untersuchung der Mikrogliazelle-Neuron-Wechselwirkung unter entzündlichen Bedingungen
  • Der Einfluss von Nikotin und Alkohol auf ein mögliches Gen für Abhängigkeit
  • Die Guanylylcyclase und Bipolar-ähnliches Verhalten
  • Psychopharmaka und ihr Einfluss auf die Gluthaminsynthetase
  • Die Entwicklung der Hemisphärenspezifizierung und -kommunikation

Publikationen (Auswahl)

  • Wegrzyn D, Manitz M, Kostka M, Freund N, Juckel G, Faissner A. Poly I: C‐induced maternal immune challenge reduces perineuronal net area and raises spontaneous network activity of hippocampal neurons in vitro. Eur J Neurosci (2020) Published online
  • Mundorf A, Matsui H, Ocklenburg S, Freund N. Asymmetry of turning behavior in rats is modulated by early life stress. Behav Brain Res (2020) 393:112807.
  • Mundorf A, Rommel S, Verheyen M, Mergia E, Peters M, Freund N. Cigarette smoke exposure has region-specific effects on GDAP1 expression in mouse hippocampus. Psychiatry Res (2020) 289:112979
  • Mundorf A, Schmitz J, Güntürkün O, Freund N, Ocklenburg S. Methylation of MORC1: a possible biomarker for depression? J Psychiatr Res (2018) 103:208-211
  • Beyer DKE & Freund N. Animal models for bipolar disorder: from bedside to the cage. Int J Bipolar Disord (2017) 5(1):35
  • Freund N, Thompson BS, Sonntag K, Meda S, Andersen SL. When the party is over: depressive-like states in rats following termination of cortical D1 receptor overexpression. Psychopharmacology (2016) 233(7):1191–1201
  • Freund N, Thompson BS , DenormandieJ , Vaccarro K, Andersen SL. Windows of vulnerability: maternal separation, age, and fluoxetine on adolescent depressive-like behavior in rats. Neuroscience (2013) 249:88–97
  • Manitz MP, Esslinger M, Wachholz S, Plümper J, Friebe A, Juckel G, Wolf R. The role of microglia during life span in neuropsychiatric disease — an animal study. Schizophrenia Research (2013) 143(1):221-222

Forschungsleiterin

Prof. Dr. Nadja Freund

Forschungsabteilung Experimentelle und Molekulare Psychiatrie

Lebenslauf, Forschungsschwerpunkte & Publikationen

Jun.-Prof. Dr. Nadja Freund

Team

  • Dominik Beyer, M.Sc.
  • Rona Häring, cand. med
  • Elham Makkawi, cand. med.
  • Mate Abraham, cand. med.
  • Dr. Dr. Marie-Pierre Manitz
  • Prof. Dr. Martina Manns
  • Annakarina Mundorf. M.Sc.
  • Florian Rehrmann, M.Sc.
  • Kirsten Schmerder, M.S.c.
  • Jennifer Koch, BTA
  • David  Wegrzyn, M.Sc. (in Kollaboration mit dem Lehrstuhl für Zellmorphologie und Molekulare Neurobiologie)
  • Patrick Reinhardt, B.Sc.
  • Karina Violou, B.Sc.
  • Selina Wagner, B.Sc.
  • Kevin Haselhuhn, B.Sc.
  • Sevim Isparta