Affektive Störungen
Der Behandlungsbereich Affektive Störungen richtet sich an alle Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen, deren auffälligstes Symptom eine Veränderung der Stimmung ist, welche sowohl gedrückt als auch gehoben sein kann. Dies wird im klinischen Sprachgebrauch auch als depressiv oder manisch beschrieben.
Wir behandeln Frauen und Männer mit unipolaren Depressionen, bipolaren affektiven Störungen, chronischen depressiven Störungen unterschiedlicher Ausprägung, affektiven Störungen mit gleichzeitiger Diagnose von weiteren psychischen und somatischen Störungen (Komorbidität). Neben der umfassenden Behandlung von Depressionen oder bipolaren Störungen mit dem Ziel, eine dauerhafte Stabilisierung zu erreichen, sind Krisenmanagement und Prävention von Suizidalität (Lebensmüdigkeit) ebenfalls Teil unseres Behandlungsspektrums.
Zusammen mit der oder dem Betroffenen erarbeiten wir einen individuellen Behandlungsplan, wobei stationäre und teilstationäre Behandlungsmöglichkeiten ebenso berücksichtigt werden wie ambulante Angebote. Dadurch soll eine bestmögliche Stabilisierung und Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.
Diagnostik
Sowohl im ambulanten Bereich als auch im Rahmen einer stationären Aufnahme ist die gründliche Anamneseerhebung wichtiger Bestandteil unserer Diagnostik, wobei über die Art der Beschwerden, deren Verlauf und Auswirkungen auf den Alltag sowie mögliche frühere Therapien gesprochen wird. Soweit vorhanden, beziehen wir ärztliche Vorberichte mit ein. Darüber hinaus zählen insbesondere ausführliche psychometrische Untersuchungen z.B. mit standardisierten Fragebögen zur umfassenden psychiatrischen Diagnostik. Zudem erfolgt eine somatische Diagnostik, bei der die Frage behandelt wird, ob eine organische Erkrankung Ursache oder begleitende Erkrankung der psychischen Symptomatik sein kann. Hierbei führen wir regelhaft internistisch-neurologische Untersuchungen und Laboruntersuchungen durch. Ergänzt wird das Programm durch EEG (Elektroenzephalographie), bildgebende Diagnostik mit CT (Computertomographie) oder MRT (Kernspintomographie) sowie EKG (Elektrokardiographie). Auch in der Verlaufsdiagnostik z.B. im Rahmen einer stationären Behandlung kommen wiederholt psychometrische Tests zum Einsatz, um die Entwicklung der psychischen Symptomatik zu dokumentieren.
Therapie
Unser Therapieprogramm setzt sich aus verschiedenen Behandlungsbausteinen zusammen, ist ganzheitlich ausgerichtet und wird individuell abgestimmt. Wir arbeiten mit modernen, wissenschaftlich fundierten und etablierten Therapieverfahren und berücksichtigen dabei die S3-Leitlinien für die unipolar depressive sowie bipolare Erkrankung.
Wir bieten ein spezialisiertes Behandlungsprogramm für jede Erkrankungsphase an:
- stationäre Behandlung bei akut exazerbierten depressiven oder manischen Zustandsbildern (23 Betten)
- Möglichkeit zur teilstationären Behandlung
- ambulante Behandlung sowie prä- und poststationäre Betreuung und Beratung in unserer Psychiatrischen Institutsambulanz
- Spezialambulanz für Bipolare Störungen (BiPo)
- Früherkennungssprechstunde für Bipolare Störungen im Rahmen der Bochumer Früherkennungsinitiative und Therapie (BoFiT)
Schwerpunkte und Ziele unserer Behandlung sind:
- Erkennung affektiver Störungsbilder
- bei stationärer Behandlung Teilnahme am umfassenden Therapieprogramm
- medikamentöse Optimierung
- Förderung von Krankheitseinsicht und Therapiemotivation
- Erarbeitung individueller Strategien zum Umgang mit der Erkrankung
- Erfassung von individuellen Früherkennungszeichen für Erkrankungsphasen
- Prävention erneuter Exazerbationen
- Analyse von Belastungsfaktoren und Einbettung in ein Krankheitsmodell
- Förderung des psychosozialen Funktionsniveaus und Verbesserung der Lebensqualität
- Rückfallverhütung
- Training sozialer und emotionaler Kompetenzen sowie von Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen
- Sicherstellung der erforderlichen ambulanten medizinischen und psychosozialen Versorgung nach Entlassung
Im Rahmen unserer Therapieangebote legen wir großen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Angehörigen bzw. Bezugspersonen der Betroffenen. Auch kooperieren wir, wenn nötig, mit anderen Anbietern psychosozialer Hilfen wie z.B. dem Betreuten Wohnen, dem Sozialpsychiatrischen Dienst oder gesetzlichen Betreuern.
Angebote
Vollstationäre Therapie
Wir bieten alle bekannten etablierten stationären Behandlungsverfahren an. Im Rahmen der Psychopharmakotherapie werden mittelschwere bis schwere sowie psychotische affektive Störungen medikamentös behandelt. Medikamentöse Mono- oder Kombinationstherapien werden entsprechend der Behandlungsleitlinien mit der Patientin bzw. dem Patienten individuell abgestimmt.
Zum psychotherapeutischen Angebot gehören regelmäßige Einzeltherapiegespräche und eine Reihe von Gesprächstherapiegruppen. Bewährt haben sich störungsspezifische Psychotherapieverfahren, zu denen u.a. die Kognitive Verhaltenstherapie zählt. Mit ihrer Hilfe lassen sich depressionsfördernde Denk- und Verhaltensmuster reduzieren. Bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird die Einsicht in depressive Erlebnisweisen geöffnet. Weiterhin werden Elemente der Interpersonellen Psychotherapie sowie der Kognitiv-verhaltenstherapeutisch-analytischen Psychotherapie eingesetzt, um chronische Depressionen zu behandeln und Beziehungserfahrungen zu fördern. Achtsamkeitsübungen aus der Dialektisch-behavioralen Therapie zeigen ebenfalls sehr gute Wirkung.
Bei der Psychoedukation werden Wissen über die Erkrankung, Behandlungsmöglichkeiten und Früherkennungszeichen vermittelt. Die Sozialberatung und Soziotherapie beinhaltet individuelle Einzelberatungen, soziotherapeutische Unterstützungen und rehabilitatives Training, z.B. Belastungs- oder Arbeitserprobungen. In der Angehörigenarbeit werden auf Wunsch und bei Bedarf gemeinsame Gespräche mit Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen initiiert.
Weitere Bestandteile des Wochenbehandlungsplanes sind die ergotherapeutischen Angebote. Dazu zählen Therapien mit einem kreativen, gestalterischen Schwerpunkt, Ressourcenorientierte Gruppen, Soziales Kompetenztraining, Metakognitives Training bei Depression und ein computergestütztes Aufmerksamkeits- und Konzentrationstraining. Mit diesen Angeboten sollen u.a. die psychischen Grundleistungsfunktionen wie Antrieb, Ausdauer und Selbstständigkeit, psychosoziale Kompetenzen sowie Konzentrations- und Gedächtnisleistungen verbessert werden. Die Bewegungstherapie beinhaltet Gymnastik, Gruppenspiele, Training der Körperwahrnehmung, Entspannung, Ergometer-Training, bei geeigneten Wetterbedingungen auch eine Laufgruppe und weitere Aktivitäten im Gelände. Aktivitäts- oder Entspannungsgruppen (Progressive Muskelentspannung nach Jacobson), Musiktherapie, Lichttherapie und Wachtherapie (Schlafentzugstherapie) können bei Bedarf ebenfalls Bestandteil der Therapie sein. Behandlungen mit Krankengymnastik, Logopädie oder Diättraining (Ernährungsberatung) können bei Bedarf eingeleitet werden, ebenso wie eine konsiliarische Mitbehandlung somatischer Erkrankungen durch die örtlichen Universitätskliniken.
Bei schwerer therapieresistenter affektiver Erkrankung wird die Elektrokrampftherapie (EKT) oder repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) angeboten.
Teilstationäre Therapie
Auf der Station werden teilstationäre (Tages-)Behandlungsplätze vorgehalten. Diese sind insbesondere für Patientinnen und Patienten vorgesehen, die im Anschluss an die vollstationäre Therapie einer weiteren Stabilisierung bedürfen, wie sie unter zunehmender Belastungserprobung im häuslichen Bereich gefördert werden kann. Die tagesklinische Behandlung im Stationsumfeld soll den erfolgreichen Übergang in eine ambulante Behandlung ermöglichen. Es kann jedoch auch eine ausschließlich teilstationäre Behandlung ohne vorherige stationäre Therapie erfolgen.
Ambulante Therapie
Die Entlassung in die ambulante Nachsorge der einweisenden Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten einschließlich der hauseigenen Institutsambulanz wird von unserem Behandlungsteam gemeinsam mit der Patientin bzw. dem Patienten rechtzeitig geplant und vorbereitet. Auch der Besuch weiterführender ambulanter Einrichtungen im LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen oder die Zusammenarbeit mit anderen ambulanten Hilfeangeboten wie z.B. psychiatrischen Pflegediensten, dem Sozialpsychiatrischen Dienst, dem Ambulant Betreuten Wohnen oder Integrationsfachdiensten werden in der ambulanten Nachsorge berücksichtigt.
Die Patientinnen und Patienten können in unserer psychiatrischen Institutsambulanz ambulant bzw. nachstationär weiter ärztlich betreut werden. Wir vermitteln auch Termine zu unseren verschiedenen Sprechstunden (z.B. Sprechstunde für berufsbezogene Störungen, Früherkennung bipolarer Störungen/BoFiT, Spezialambulanz für bipolare Störungen/BiBo).
Im Bedarfsfall können Termine mit unseren Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeitern oder psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten vereinbart werden. Darüber hinaus werden über unsere Institutsambulanz verschiedene pflegerisch geleitete Gruppen angeboten