„Applaus, Applaus – Ohne Proben ganz nach oben!“
Interdisziplinär und inklusiv
LWL-Universitätsklinikum Bochum und Musikschule kooperieren erstmals mit Musiktheater. Ensemble verabschiedet sich in die Spielpause.
Applaus ist das Brot der Kunstschaffenden. Eine Gruppe von Spielerinnen und Spielern des LWL-Universitätsklinikums Bochum hatte sich in den zurückliegenden Monaten auf die Suche gemacht, was dieses Hauptnahrungsmittel aller Künstlerinnen und Künstler auszeichnet. Das Ergebnis „Applaus, Applaus – Ohne Proben ganz nach oben!“ konnte sich sehen lassen und wurde in verschiedenen Aufführungen im Anneliese Brost Musikforum Ruhr gezeigt. Die Vorstellungen waren gut besucht, der Applaus den Mitwirkenden sicher!
Nach zweijähriger Corona-Pause war das Theaterprojekt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums Bochum fortgesetzt worden. Neu war die Zusammenarbeit mit der Musikschule Bochum und die Weiterentwicklung zum Musiktheater. Bewährt allerdings die Aufgabe des Projekts, einen außergewöhnlichen Ansatz an der Schnittstelle von Kunst und Heilung zu schaffen. „Patientinnen, Patienten und Mitarbeitende stehen gemeinsam auf einer Bühne“, so Regisseurin und Theaterpädagogin Sandra Anklam, die seit vielen Jahren engagiert mit den Menschen der LWL-Klinik zusammenarbeitet, „und setzen sich dabei über das Medium Theater mit ästhetischen Mitteln, einem Thema und damit auch mit sich selbst auseinander.“
Unter ärztlicher Leitung von Dr. Vera Makulla, Oberärztin im LWL-Universitätsklinikum Bochum, und Assistenzarzt Sascha Becker wurde das Theaterprojekt in den Übungsräumen des Klinikums an regelmäßig stattfindenden Probenabenden und Intensivprobentagen umgesetzt. Ende März konnte ein nachhaltig klingendes Werk auf die Bühne des Bochumer Musikforums gebracht werden.
Die Idee des Projektes ist es auch, sich für die Entstigmatisierung von Menschen einzusetzen, die an einer psychischen Erkrankung leiden. Auf der Theaterbühne als öffentlichen Raum. „Entstigmatisierung bedeutet hier, dass sich Menschen mit Psychiatrieerfahrung und professionell in der Psychiatrie Tätige diesen Raum erobern, sich in ihrer Theaterrolle darstellen und behaupten“, erklärt Sandra Anklam. Der Fokus wird verschoben auf künstlerische Ausdrucksformen, auf Fähigkeiten und Kompetenzen. Patientinnen, Patienten und Mitarbeitende stehen unter gleichen Voraussetzungen auf der Bühne mit der Inszenierung als verbindendem Element. Denn: Kreativität, Originalität und künstlerischer Wert werden vom Publikum unabhängig vom Krankheitssymptom erlebt.
Regie: Sandra Anklam
Musikalische Leitung: Maik Horstmann
Ärztliche Leitung: Sascha Becker, Vera Makulla
Bühne und Kostüm: Mara Henni Klimek
Regieassistenz: Vera Westfehling
Spielerinnen und Spieler: Sascha Becker, Christiane Finkelmann, Wilfried Kull, Carsten Leniger, Simona Lesch, Vera Makulla, Marta Michalak, Helena Patané, Ruth Rahner, Jutta Schüler, Anne Kathrin Tilse
Förderung: Kemnader Kreis, Stiftung der Sparda-Bank West
Sandra Anklam inszeniert seit 2005 u. a. für das Schauspielhaus Bochum, für die Ruhrfestspiele Recklinghausen sowie für die Duisburger Akzente. 2012 wurden sie und ihre Teams gemeinsam mit dem LWL-Universitätsklinikum Bochum und der LWL-Klinik Herten für zwei Produktionen am Schauspielhaus Bochum und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen mit dem Anti-Stigma-Preis der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde ausgezeichnet. Sandra Anklam ist Fachbereichsleiterin für Theater & Systemische Theaterpädagogik und Performance an der Akademie für kulturelle Bildung des Bundes und des Landes in Remscheid.