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Psychotische Störungen

Psychotische Störungen zählen zu den weltweit häufigsten schweren psychischen Erkrankungen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 10.000 Menschen neu an einer Psychose. In der Regel tritt die Erkrankung erstmalig im jungen Erwachsenenalter auf.

Eine psychotische Erkrankung beeinflusst das gesamte Erleben und Verhalten der Betroffenen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Sinnestäuschungen (z.B. das Hören von Stimmen), Wahnsymptome (z.B. das Gefühl, von anderen Menschen bedroht zu werden), starke Gefühlsschwankungen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen sowie der Verlust von harmonischen Bewegungsabläufen.

Der Verlauf der psychotischen Erkrankungen kann sehr unterschiedlich sein. Etwa ein Drittel der Erkrankten hat eine gute Prognose ohne oder mit nur geringen krankheitsbedingten Beeinträchtigungen der Lebensqualität zwischen den akuten Erkrankungsphasen. Bei einem großen Teil dieser Patientinnen und Patienten tritt auch nur eine einzige akute Krankheitsepisode auf. Etwa ein weiteres Drittel erlebt zwischen den akuten Erkrankungsepisoden unterschiedlich lange stabile Phasen, in denen die Betroffenen nicht vollständig von Symptomen befreit sind. In etwa einem Drittel bis der Hälfte der Fälle verläuft die psychotische Erkrankung allerdings chronisch und führt zu bleibenden Beeinträchtigungen.

In den allermeisten Fällen kann durch eine angemessene Behandlung eine gute Lebensqualität erreicht werden.

Diagnostik

Psychosen stellen kein einheitliches Krankheitsbild dar. Eine Psychose kann als einzelnes Krankheitsbild oder mit anderen psychischen Erkrankungen kombiniert auftreten.

Hinsichtlich der Früherkennung, Abgrenzung zu anderen Krankheitsbildern sowie Abklärung möglicher krankheitsauslösender Faktoren und Klärung der individuellen Symptomatik ist eine spezielle Diagnostik wichtig. Zu diesem Zweck setzen unsere Ärzte und Psychologen moderne Diagnoseinstrumente ein. Hierzu zählen insbesondere psychologische Untersuchungen, eine Bildgebung des Kopfes (u.a. cCT, MRT), Elektroenzephalografie (EEG) sowie Laboruntersuchungen und Elektrokardiogramm (EKG).

Therapie

Patientinnen und Patienten individuell in allen Erkrankungsstadien therapeutisch zu begleiten, ist Ziel unserer Arbeit. Wir haben ein spezialisiertes Angebot mit vier Behandlungsbereichen entwickelt:

  • Stationäre Behandlung und Krisenintervention
  • Teilstationäre Stabilisierung im Anschluss an die stationäre Behandlung
  • Ambulante Behandlung und Nachsorge in unserer psychiatrischen Institutsambulanz
  • Früherkennungssprechstunde in der Bochumer Früherkennungsinitiative BoFiT


Steht eine Suchterkrankung (Alkohol/Drogen) im Vordergrund, müssen die Betroffenen zunächst eine Entzugsbehandlung auf einer dafür spezialisierten Station machen. Eine Krisenbehandlung auf unserer Intensiveinheit im Behandlungsbereich "Psychotische Störungen" kann vorab notwendig sein, wenn sich Patientinnen bzw. Patienten mit aggressivem Verhalten, sehr schweren Erkrankungsverläufen oder akuter Selbstmordgefährdung vorstellen.

Ein umfassendes Behandlungsprogramm soll den Betroffenen helfen, ihre Erkrankung zu bewältigen und Strategien der Rückfallverhütung zu erlernen. Unsere Schwerpunkte sind:

  • Behandlung der psychotischen Erlebnis- und Verhaltensstörungen
  • Erarbeitung von individuellen Strategien zum Umgang mit der Erkrankung und Konfliktsituationen
  • Wiedererlangen und Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen
  • Informationsvermittlung zur Rückfallverhütung (Psychoedukation)
  • Training von Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen
  • Hilfe bei Fragen der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung

Im Hinblick auf den Therapieerfolg legen wir sehr viel Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit den sozialen Bezugspersonen sowie eventuell anderen ambulanten Anbietern psychosozialer Hilfen, wie z.B. dem Sozialpsychiatrischen Dienst, dem Betreuten Wohnen und gesetzlichen Betreuern.

Angebote

Voll- und teilstationäre Therapie

Im Rahmen der stationären und teilstationären Behandlung werden Einzel- und Gruppentherapien angeboten. Zu den Elementen unseres Therapieprogramms zählen psychologische Gesprächsgruppen, soziales Kompetenztraining, Psychoedukation, MKT (Metakognitives Training), Training von Alltagsfertigkeiten, computergestütztes Aufmerksamkeits- und Konzentrationstraining, Bewegungstherapie, Ergo- und Gestaltungstherapie, Achtsamkeitsübungen zur Verbesserung der Eigenwahrnehmung sowie die Musiktherapie.

Ambulante Therapie

In unserer psychiatrischen Institutsambulanz behandeln wir ebenfalls Patienten in allen Stadien der Erkrankung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Behandlung der sogenannten Negativsymptomatik. Hierunter fallen Symptome wie Störungen der Emotionsverarbeitung, des Antriebes und der Belastbarkeit, eine verminderte soziale Kompetenz und verminderte Fähigkeiten, den häuslichen Alltag zu meistern. Die meisten Patientinnen und Patienten benötigen daher Hilfen bei der Bewältigung des Alltags. Gemeinsam mit den ambulanten psychosozialen Hilfeleistern und den Angehörigen können wir zusammen mit den Patientinnen und Patienten ein Hilfenetz aufbauen und fördern. Indem wir darüber hinaus notwendige Informationen über die Erkrankung vermitteln und den entsprechenden Hilfebedarf formulieren, kann dem Betroffenen ein hohes Maß an Unterstützung zukommen. In diesem Rahmen sind auch Hausbesuche möglich - z.B. in Heimen für psychisch Kranke oder bei Krisen in der häuslichen Umgebung. Hierdurch lässt sich die Lebensqualität des Erkrankten nachhaltig verbessern. Wenn nötig stellen wir eine sozialarbeiterische und psychologische Unterstützung bereit.

BoFiT - Früherkennung & Therapie

Das BoFiT – Bochumer Früherkennungsinitiative und Therapie ist eine Spezialsprechstunde des LWL-Universitätsklinikums Bochum für Menschen mit beginnenden Psychosen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Entstehung schizophrener Psychosen bereits vor ihrem erstmaligen Auftreten zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln.

Unser Programm besteht aus einer gründlichen medizinischen und psychologischen Diagnostik und Beratung, die auf Wunsch auch anonym durchgeführt werden können.

Um mögliche beginnende Psychosen frühzeitig erkennen und möglichst früh behandeln zu können, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Folgende Anzeichen sollten aufmerksam machen:

  • sozialer Rückzug
  • unbegründetes Misstrauen gegenüber Ihrer Umwelt
  • depressive Verstimmung
  • plötzliche Leistungsabfälle
  • längere Zeit bestehende plötzliche Stimmungsschwankungen
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Verlust des Interesses an Aktivitäten

In diesem Fall würden wir uns über eine Kontaktaufnahme zur genaueren Abklärung der Genese dieser Probleme sehr freuen. Sie erreichen uns unter

Tel. 0234 5077-1190 oder email: a.bofit@lwl.org