Int. Tagung gestartet zu Anti-Diskriminierungsstrategien in der psychischen Gesundheitsversorgung
Hybrid und interdisziplinär von Bochum (RUB) aus:
Expertinnen und Experten tauschen sich eine Woche lang zu Grundlagen, Herausforderungen und Chancen von Intersektionalität aus.
Das Thema der strukturellen Diskriminierung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Noch nie zuvor wurde so offen, kritisch und über fachliche Grenzen hinweg darüber debattiert. Auf der Suche nach Strategien zur Vermeidung von struktureller Diskriminierung setzen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit einigen Jahren mit „Intersektionalität“ als Forschungsperspektive auseinander. Wie und unter welchen Voraussetzungen dieses Reflexionsinstrument in der psychischen Gesundheitsversorgung Fuß fassen kann, diskutieren von heute an (5.9.) Forschende aus dem europäischen Raum im Rahmen einer internationalen Klausurwoche. Als Hybridtagung wird sie bis zum 9. September von der Ruhr-Universität Bochum aus Teilnehmende verschiedener Disziplinen unter dem Titel „Intersektionalität als Instrument der Vermeidung struktureller Diskriminierung in der psychischen Gesundheitsversorgung: Ethische, rechtliche und soziale Aspekte von Antidiskriminierungsstrategien in der psychischen Gesundheitsversorgung“ zusammenführen.
„Auch in der psychischen Gesundheitsversorgung stellt strukturelle Diskriminierung vor dem Hintergrund von Ableismus (Beurteilung von Menschen mit und ohne Behinderung), Rassismus, Sexismus, Klassismus und Altersdiskriminierung ein großes Problem dar. Um eine gute psychische Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen, müssen wir uns dieses Problems annehmen“, erläutert Prof. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum und gemeinsam mit Dr. Mirjam Faissner und Dr. Jakov Gather verantwortlich für die Organisation, das Thema der Klausurwoche. „Die Komplexität von Diskriminierungserfahrungen und die Verflochtenheit von Diskriminierungssystemen erfordert eine neue Herangehensweise. Mit Intersektionalität hat sich ein Instrument herausgebildet, welches zu einer kritischen Praxis und Analyse struktureller Diskriminierung beiträgt.“
Bislang ist Intersektionalität methodisches Hilfsmittel bei Projekten, die soziale Gerechtigkeit anstreben. Sie wurde ursprünglich von Aktivistinnen und Aktivisten der Schwarzen Feministischen Graswurzelbewegung in den USA entwickelt und im Folgenden von unterschiedlichen Disziplinen aufgegriffen. Intersektionalität steht als Konzept wie auch als Praxistool noch vor zahlreichen Herausforderungen.
Zur internationalen Klausurwoche in Bochum, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, sind Wissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus Medizin, Gesundheitswissenschaften, Pflegewissenschaften, Sozialer Arbeit, Soziologie, Psychologie, Politikwissenschaften, Rechtswissenschaften, Philosophie, Medizinethik, Theologie, Disability Studies, Gender Studies oder Critical Race Studies vor Ort wie hybrid eingeladen. Die Veranstaltung aus Vorträgen und Workshops teilt sich in die Themenblöcke „Intersektionalität: Theorie und Philosophie“, „Theoretische und empirische Grundlagen von Diskriminierung, Fokus: Rassismus“, „Intersektionalität und Menschenrechte, Fokus: Trans*”, “Intersektionalität in der Praxis, Fokus: Rassismus” sowie “Intersektionalität und Ethik, Fokus: Altersdiskriminierung”. Zu den Referentinnen und Referenten zählen u.a. Prof. Claudia Bernard (Goldsmith University London), Prof. Dr. Theresia Degener (Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe Bochum), Prof. Stephani Hatch (King’s College London), Prof. Dr. Ulrike Kluge (Charité Universitätsmedizin Berlin), Dr. Katharine Jenkins (University of Glasgow), Dr. Amma Yeboah (in eigener Praxis in Köln).