Sprechstunde Medikamentenkonsum
Frühzeitig begleiten – wenn sich der Umgang mit Medikamenten verändert
Viele Menschen nehmen Medikamente wie Schlafmittel, Schmerzmittel oder Beruhigungsmittel ein – zunächst gezielt, in einer schwierigen Phase oder nach ärztlicher Empfehlung. Mit der Zeit kann sich der Konsum jedoch verselbstständigen: Die Einnahme wird regelmäßiger, eine Reduzierung fällt schwer, Gedanken kreisen zunehmend um das Medikament.
Unsere Spezialsprechstunde Medikamentenkonsum richtet sich an Menschen, die ihren Medikamentenkonsum hinterfragen und sich psychologische Unterstützung wünschen, um ihren Umgang damit zu verändern.
Zutreffend? – Ein kurzer Selbsttest
Wenn Sie drei oder mehr Aussagen mit „Ja“ beantworten, kann eine Beratung hilfreich sein:
- Ich nehme regelmäßig Medikamente wie Beruhigungs- oder Schlafmittel, Schmerzmittel oder stimulierende Präparate ein – länger als ursprünglich gedacht.
- Ich habe mehrfach versucht, die Einnahme zu verringern oder zu stoppen – ohne Erfolg
- Ich brauche mittlerweile mehr von dem Medikament, um die gleiche Wirkung zu spüren.
- Ohne das Medikament fühle ich mich angespannt, unruhig oder körperlich unwohl.
- Ich denke oft an Nachschub, Einnahmezeitpunkte oder Wirkung.
- Andere Lebensbereiche – z. B. mein Schlaf, meine Stimmung, meine Interessen oder Beziehungen – haben sich verändert.
- Ich bin unsicher, ob mein Umgang mit dem Medikament „noch okay“ ist.
Unser Ziel: Begleiten, bevor Medikamentengebrauch zur Abhängigkeit wird.
Woran erkenne ich eine Medikamentenabhängigkeit?
Wenn drei der folgenden sechs Merkmale über einen Zeitraum von zwölf Monaten zutreffen, spricht man medizinisch von einer Abhängigkeit:
- Starker Wunsch oder Zwang, das Medikament einzunehmen
- Wenig Kontrolle über Beginn, Menge oder Ende der Einnahme
- Entzugssymptome bei Auslassversuch
- Toleranzentwicklung – Ich braucht immer mehr
- Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten der Einnahme
- Fortgesetzte Einnahme trotz negativer Folgen
Unser Fokus liegt dabei auf Menschen, die noch ohne körperlichen Entzug auskommen – und Veränderung aktiv angehen möchten.
Wie ist das therapeutische Vorgehen?
- Einzelgespräche zur Einschätzung und Motivation
- Psychologische Diagnostik (Selbstbeobachtung, Tests, Verlaufserhebung)
- Verhaltenstherapeutische Interventionen
- Psychoedukation: Wie Medikamente wirken – und wie Abhängigkeit entsteht
- Ressourcenorientierte Planung von Veränderungen
- Verhaltenstherapeutisches Therapiekonzept: Es beinhaltet interaktionelle Beziehungsgestaltung, Tagesstrukturierung, Aufbau alternativer Strategien und positiver Aktivitäten, Rückfallprophylaxe, Stabilisierung vorhandener Abstinenz und Stärkung der Motivation zur dauerhaften Abstinenz, Entdeckung und Stärkung persönlicher Ressourcen
Typische Themen in der Sprechstunde
- Schleichende Abhängigkeit erkennen und benennen
- Hilfe zur Selbsthilfe: Wie kann Veränderung gelingen?
- Ambivalenzen klären: „Ich will – und ich fürchte den Verzicht.“
- Psychische Belastungen einordnen: Schlafstörungen, Ängste, Schmerzen
- Verantwortung übernehmen, ohne sich schuldig zu fühlen
- Alternative Strategien entwickeln: Entspannung, Schlafhygiene, Umgang mit innerer Anspannung
Möchten Sie, dass wir gemeinsam hinschauen? Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Kontakt
Psychiatrische Institutsambulanz
Telefon: 0234 5077-1190
E-Mail: konsum-bochum@lwl.org