Was sind Tracks?
Die LWL-Universitätsklinik Bochum setzt ein sogenanntes Track-Konzept um. Das bedeutet, dass es keine strikte Trennung mehr zwischen einzelnen Stationen sowie zwischen stationärer und ambulanter Behandlung gibt. Wir orientieren uns an den jeweils individuellen Krankheitsbildern unserer Patientinnen und Patienten und bieten im Rahmen von Tracks (Behandlungseinheiten) ein auf das jeweilige Krankheitsbild ideal abgestimmtes kontinuierliches Behandlungskonzept an.
Durch das neue Track-Konzept der Klinik verändert sich somit das Verhältnis von stationärer und ambulanter Arbeit. Im Sinne einer kontinuierlichen Behandlung werden unsere Patienten sowohl stationär, teilstationär als auch ambulant behandelt. Innerhalb eines Tracks arbeiten Ärzte, Psychologen, Ergotherapeuten, Sozialdienst und Pflegepersonal Hand in Hand.
Die ambulanten Flügel der verschiedenen auf die Krankheitsbilder abgestimmten Tracks bilden gemeinsam die neue psychiatrische Institutsambulanz der LWL-Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin. Diese wird getragen von den engagierten Arzthelferinnen sowie unserer diagnostischen Einheit (EEG, EKG). Hier laufen alle Fäden der Dokumentation, Kommunikation und Anmeldung zusammen.
Persönlichkeitsstörungen & ADHS
Persönlichkeitsstörungen sind Störungen, die in der Entwicklung der Persönlichkeit, d.h. in der Kindheit und Jugend entstehen und sich in der späten Jugendzeit oder im Erwachsenenalter zeigen. Die Störungsmuster bleiben über Jahre erhalten. Ursächlich sind erbliche wie auch Umweltfaktoren. Zu diesen zählen negative oder sogar traumatisierende Erfahrungen und Entbehrungen in der Kindheit und Jugend, die die Selbstlenkungs- und die Beziehungsfähigkeit eines Menschen stark und anhaltend prägen können.
Eine Persönlichkeitsstörung liegt erst dann vor, wenn bestimmte Kombinationen von Verhaltensweisen und Erlebensmustern so ausgeprägt sind, dass sie zu anhaltenden inneren und/oder Beziehungskonflikten mit psychosozialen Beeinträchtigungen und zu Leidensdruck für die betreffende Person oder ihre Umwelt führen. Diese Verhaltens- und Erlebensmuster fallen sehr unvorteilhaft auf und weichen von gesellschaftlichen Erwartungen und Normen stark ab. Zwischen 5 und 15 Prozent der Bevölkerung sind von einer Persönlichkeitsstörung betroffen.
Psychotische Störungen
Psychotische Störungen zählen zu den weltweit häufigsten schweren psychischen Erkrankungen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 10.000 Menschen neu an einer Psychose. In der Regel tritt die Erkrankung erstmalig im jungen Erwachsenenalter auf.
Eine psychotische Erkrankung beeinflusst das gesamte Erleben und Verhalten der Betroffenen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Sinnestäuschungen (z.B. das Hören von Stimmen), Wahnsymptome (z.B. das Gefühl, von anderen Menschen bedroht zu werden), starke Gefühlsschwankungen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen sowie der Verlust von harmonischen Bewegungsabläufen.
Der Verlauf der psychotischen Erkrankungen kann sehr unterschiedlich sein. Etwa ein Drittel der Erkrankten hat eine gute Prognose ohne oder mit nur geringen krankheitsbedingten Beeinträchtigungen der Lebensqualität zwischen den akuten Erkrankungsphasen. Bei einem großen Teil dieser Patientinnen und Patienten tritt auch nur eine einzige akute Krankheitsepisode auf. Etwa ein weiteres Drittel erlebt zwischen den akuten Erkrankungsepisoden unterschiedlich lange stabile Phasen, in denen die Betroffenen nicht vollständig von Symptomen befreit sind. In etwa einem Drittel bis der Hälfte der Fälle verläuft die psychotische Erkrankung allerdings chronisch und führt zu bleibenden Beeinträchtigungen.
In den allermeisten Fällen kann durch eine angemessene Behandlung eine gute Lebensqualität erreicht werden.
Psychische Erkrankungen im höheren Lebensalter
Unser Behandlungsbereich "Psychische Erkrankungen im höheren Lebensalter" ist spezialisiert auf die Untersuchung und Therapie älterer Patientinnen und Patienten, d.h. von Frauen und Männern, die in der Regel älter als 60 Jahre sind. Diese Erkrankungen werden individuell, interdisziplinär und integrativ abgeklärt und behandelt. Zu den psychischen Erkankungen, die in der zweiten Lebenshälfte auftreten können, zählen u.a. Demenzen, Depressionen, Angsterkrankungen, Schizophrenien und organisch-psychotische Störungen, Tabletten- und Alkoholabhängigkeit. Aber auch alle anderen Erkrankungen und Störungen im höheren Lebensalter werden hier therapiert. Wir behandeln ältere Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen auf unserer gerontopsychiatrischen Station sowie in einer Spezialsprechstunde unserer Institutsambulanz. Zur Zeit erweitern wir unsere Belegungskapazitäten und bieten zusätzlich eine tagesklinische Behandlung an.
Affektive Störungen
Der Behandlungsbereich Affektive Störungen richtet sich an alle Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen, deren auffälligstes Symptom eine Veränderung der Stimmung ist, welche sowohl gedrückt als auch gehoben sein kann. Dies wird im klinischen Sprachgebrauch auch als depressiv oder manisch beschrieben.
Wir behandeln Frauen und Männer mit unipolaren Depressionen, bipolaren affektiven Störungen, chronischen depressiven Störungen unterschiedlicher Ausprägung, affektiven Störungen mit gleichzeitiger Diagnose von weiteren psychischen und somatischen Störungen (Komorbidität). Neben der umfassenden Behandlung von Depressionen oder bipolaren Störungen mit dem Ziel, eine dauerhafte Stabilisierung zu erreichen, sind Krisenmanagement und Prävention von Suizidalität (Lebensmüdigkeit) ebenfalls Teil unseres Behandlungsspektrums.
Zusammen mit der oder dem Betroffenen erarbeiten wir einen individuellen Behandlungsplan, wobei stationäre und teilstationäre Behandlungsmöglichkeiten ebenso berücksichtigt werden wie ambulante Angebote. Dadurch soll eine bestmögliche Stabilisierung und Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.
Abhängigkeitserkrankungen
Abhängigkeitserkrankungen gehören zu den in der Bevölkerung am meisten verbreiteten Erkrankungen. Sie schädigen und beeinträchtigen die betroffenen Menschen, ihre Angehörigen und die Gesellschaft in erheblichem Maße. Suchtmittelabhängigkeiten sind behandlungsbedürftig und behandelbar.
Unsere stationäre Therapieeinheit bietet eine qualifizierte Entzugsbehandlung von Alkohol, Cannabis und Medikamenten an. Hierbei werden neben der Entgiftungsbehandlung in besonderem Maße die psychischen, somatischen und sozialen Dimensionen der Erkrankung berücksichtigt.
Die Vernetzung der ambulanten und stationären Hilfsangebote für alkohol-, cannabis- und medikamentenabhängige Menschen ist hierbei entscheidend.
Forensische Psychiatrie
Unsere Klinik behandelt im Rahmen der Forensischen Psychiatrie Patienten, die auf der Rechtsgrundlage des §63 StGB (Strafgesetzbuch) untergebracht sind und weit fortgeschrittene Behandlungserfolge vorweisen können, so dass besondere Sicherungsmaßnahmen nicht mehr erforderlich sind. Üblicherweise erfolgt die Vorbehandlung in anderen Kliniken des LWL-PsychiatrieVerbundes Westfalen, die entsprechende höher zu sichernde Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen der forensischen Psychiatrie vorhalten.
Die Rahmenbedingungen werden durch das StrUG NRW (Strafrechtsbezogenes Unterbringungsgesetz NRW) gesetzt. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Maßregelvollzugskliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sowie mit den übergeordneten Abteilungen.
Es werden im Allgemeinen nur Patienten mit der Diagnose einer schizophrenen Psychose (ICD10: F20) aufgenommen. Im Einzelfall prüfen wir allerdings eine Indikation. Streng ausgenommen von der Behandlung sind Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen, insbesondere Störungen der Sexualpräferenz (sog. Paraphilien, insbesondere Pädophilien).